Der Senf wurde als Würze von Fleischspeisen schon in der Völkerwanderungszeit verwendet. "Den Senf dazu geben" wurde zunächst in der Bedeutung gebraucht: "Durch Witze und Derbheiten ein Gespräch würzen", dann "das schärfste Wort dazu sagen", und schließlich erhielt es einen verächtlichen Sinn. (nach Heinrich Raab: Deutsche Redewendungen, Wien 1981)

Samstag, August 29, 2009

Leben jenseits des Weißwurstäquators (8)

Schloss Neuschwanstein. Bewusst habe ich ein Bild gewählt, welches nicht das übliche 1500 Teile Puzzle-Motiv zeigt. Die wohl berühmteste Touristenattraktion in Deutschland lockt pro Jahr 1,3 Millionen Besucher an. Wenn das Schloss nicht bereits fertiggestellt wäre, könnte man meinen, man sei direkt beim Turmbau zu Babel anwesend. Sprachlich scheint die ganze Welt sich an diesem Punkt zu vereinigen: Deutsch, englisch, italienisch, spanisch, tschechisch, ungarisch, niederländisch, französisch und natürlich japanisch, um nur die wichtigsten zu nennen. Viele Legenden erzählen von Sitten und Gebräuchen Menschen anderer Länder. Von Mentalitäten und Eigenarten, doch wahrscheinlich gibt es unter näherer Betrachtung nicht eine Nationalität, dessen angebliches immer wiederkehrendes Gebären man uneingeschränkt unterschreiben würde, außer bei den Japanern. Aufgeregt rennt er durch die Massen, die für ihn keine darstellen, stellt sich in Position und wird von einem Landsmann fotografiert. Ob im Hintergrund Neuschwanstein oder eine deutsche Pommesbude zu sehen ist, ist im Grunde egal. Wichtig ist lediglich nur, dass nach dem Knipsen die Standorte vertauscht werden und der andere abgelichtet wird. Dann geht es auch schon hurtig, hurtig zum nächsten Motiv.

Was es sonst noch über Neuschwanstein zu berichten gibt und warum Bauherr Ludwig II. auch als Erfinder der ersten Peepshow gilt, erzähle ich Euch beim nächsten Mal.

Mittwoch, August 26, 2009

Leben jenseits des Weißwurstäquators (7)

Das Highlight am zweiten Abend in München war ein Besuch im Autokino. Das erste seiner Art wurde 1933 in den USA eröffnet. Die Hochzeit des Freilichtkinos war in den 50er und 60er Jahren. Heute gibt es nur noch wenige Autokinos, somit ist es als Filmfan geradezu ein Muss dort hinzufahren, wenn es nun schon in der Nähe liegt. Der Kultstatus aus früherer Zeit zeigt sich bereits an den zwei Autoschlangen vor dem Eingang. Dicke alte amerikanische Schlitten, Baujahr 1955. Überwiegend jugendliches Publikum. Gut ausgestattete Besucher bearbeiten ihre Frontscheibe mit Glasreiniger. Daran hatte ich zwar nicht gedacht, fand jedoch im Kofferraum die nötigen Utensilien.

Einlass 21.00 Uhr - Bitte fahren Sie langsam! - Starke Bodenwellen am Gelände!

2 Leinwände, 2 Filme. "Ice Age 3" hatten wir bereits gesehen und entschieden uns spontan zum zweiten Film "Public Enemies". Den Ton erhält man über das Autoradio. Die UKW-Frequenz in unserem Fall: 98,9 Mhz. Von 21.30 Uhr bis 22.00 Uhr laufen Trailer und Werbung. Dann erloschen die zwei Flutlichter auf dem Gelände, Lichthupen blinkten auf und leichtes zaghafes Hupen, obwohl verboten, ertönte. Lautstarke Diskussionen zwischen zwei Autofahrern erreichten mein Ohr:

"Ey Alter, was mussen ich für 'ne Frequenz einstellen?" - "98,9!" - Pause
"Hä, was haste gesagt, 99,8?" - "Ja!" - Pause
"Scheiße Mann, das geht nicht!" - "Bist du blöd oder was!" - Pause
"Also bei mir kommt nichts bei 99,8!" - "Nicht 99,8 du Idiot, 98,9!" - Endlich Ruhe

Ihn Idiot zu nennen, war nicht richtig; Legastheniker trifft es wohl besser. Für Essen und Trinken wurde im Snackbargebäude in der Mitte des Geländes gesorgt.

Ach ja, der Film - war fast schon Nebensächlich und ich kann ihn nicht empfehlen. Zwar wurde die Gangsterzeit der 30er Jahre gut filmisch umgesetzt, jedoch konnten die Hauptdarsteller Johnny Depp (John Dillinger) und Christian Bale (Melvin Purvis) wenig von ihrem Können zeigen, zu kurze Sequenzen.

Dienstag, August 25, 2009

Leben jenseits des Weißwurstäquators (6)

München, Landeshauptstadt von Bayern und Hauptsitz der Bayrischen Motoren Werke. Wer ohne Navi durch Deutschland fährt, wird es auch so erkennen, dass er sich in der Nähe von München befindet. Die Autofahrer in dieser Region haben erst vor Kurzem von der Automarke Opel gehört und fragen sich seitdem wo Rüsselsheim liegt und wer oder was GM bedeutet.
Wir landen in einem Hotel am Stadtrand, befinden uns jedoch immer noch in einer Großstadt, da selbst hier die Parkgebühren bis 23.00 Uhr gelten.
Am nächsten Tag fahren wir nach Rosenheim, wo Teile der Vorabend-Krimiserie "Rosenheim-Cops" gedreht werden. Von bisher 20 befragten Personen kannte nicht einer diese Reihe aus dem ZDF. Aber dafür kennt in München niemand Opel.

Ein Abstecher führte uns zum Chiemsee, wo wir diesen Hinweis fanden. Es gab nichts mehr für uns zu tun.
Berg- und Seeluft blies uns um die Großstadtnasen, wir relaxten. Keine Schifffahrt, keine Bootsfahrt und kein Schwimmen. Locker saßen wir im Cafe und lästerten über die Menschen, die an uns vorbei liefen.
Im Wasser schwammen viele Mädchen: Helga, Andrea, Tina, Anna, Tanja. So die Namen der Elektroboote für die Touristen. Auf den Rücken der Mitarbeitershirts der Bootsverleihfirma stand: "Robert, wer sonst!" oder Michael... Herrgott, ich konnte mir nicht alle Namen merken, ich war schließlich im Urlaub und nicht bei Günther Jauch.

Mittwoch, August 19, 2009

Leben jenseits des Weißwurstäquators (5)

Was für ein Koloss! Oberhalb der Stadt Kehlheim wurde dieses Bauwerk errichtet. Ein Andenken an die gewonnenen Schlachten gegen Napoleon. Gebaut 1813-1815, danach hat man in Deutschland keine ruhmreichen Schlachten mehr gewonnen, somit gibt es keine Kriegsdenkmäler im heroischem Stil nach dieser Zeit. Die Baukosten sind noch nicht wieder eingefahren, deshalb kostet der Eintritt auch 3,00 €.

Und da sage noch einer etwas zur Rechtschreibung der Jugend von heute! Auf der PC-Tastatur ist das "T" und das "D" relativ weit voneinander entfernt. Wie kann denn so etwas passieren. Weiß das eigentlich Hr. Stoiber, oder ist ihm das während seiner Amtszeit entgangen? Matheunterricht von den Römern dagegen hochkompliziert: MBCCCLXIII!

Frage: Wer will dieses Bauwerk stehlen?

Donnerstag, August 13, 2009

Leben jenseits des Weißwurstäquators (4)

Wir befinden uns immer noch in Weltenburg an der Donau. Ich hatte Euch versprochen über einen Gedenkstein zu berichten, der dort aufgestellt wurde. Bevor ich dazu komme, muss ich noch einen kleinen Exkurs schreiben. Ich verfüge über ein Talent, bei dem ich mich frage, ob es eine Begabung ist, oder ob Leute nur einem gewissen Herdentrieb unterlegen sind. Ich ziehe Menschen an, genauer gesagt, wenn ich irgendwo stehen bleibe gesellt sich nach kurzer Zeit einer zu mir. Ich betrachte eine Infotafel und spüre plötzlich den Atem einer Person neben mir. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Menschen meist in den mir selbst gestellten Mindestabstandskreis eindringen. Eine zeitlang dachte ich, es wäre mein After Shave, welches die Menschen magisch anzieht und versuchte es ohne Duftstoffe, ohne Erfolg. Weitere Selbstversuche des Nichtwaschens führten ebenso zu keinem befriedigten Ergebnis. Wenn dieser Umstand bis in mein hohes Alter anhält, kann es vielleicht ein Segen für mich sein. Sollte ich wegen Kreislaufproblemen einmal umkippen, ist immer jemand da, der mich auffängt.

Dieser Gedenkstein fiel mir ins Auge, als ich an der Donau spazieren ging (zum Lesen Bild großklicken). Drei Soldaten der US Armee starben hier bei einem Manöver 1975. Ohne pietätslos zu erscheinen, ist es mir ziemlich egal, was dort passiert ist. Immer wieder werden an diesem Ort Gedenkfeiern veranstaltet, um die deutsch-amerikanische Freundschaft zu stärken. Wissend, dass sich die Menschen schnell um mich versammeln, schoß ich in Eile dieses Foto und beschloss die Inschrift zu Hause am PC zu lesen. Auf meinem Rückweg betrachtete ich den Gedenkstein logischer Weise von der anderen Seite (siehe zweites Foto) und bemerkte, dass hier der Text auf Englisch stand. Abermals zückte ich meine Kamera, entschied aber nach dem Auslösen den Text zu lesen, um meine Englischkenntnisse zu prüfen. Das war mein Fehler.

Es dauerte nicht lange und in meinem näheren Umkreis standen 3 ältere Herren, die gebannt auf den Gedenkstein starrten. Ein leichtes Murmeln mit einer Stimmerhöhung am Ende verschiedener Worte, was auf ein Fragezeichen hindeutete, erreichte meine Ohren: ...Memory?...Soldiers?...Lives?...Freedom? Die Herrschaften hatten immense Probleme den Text ins Deutsche zu übersetzen und hatten auf ihren Hinweg den Stein noch nicht bemerkt, wie auch, ich bin schließlich zügig daran vorbeigegangen.
Im äußersten Maße belustigt lauschte ich noch eine Weile, ging dann schmunzelnd weiter, ohne sie darauf hinzuweisen, dass auf der anderen Seite die Inschrift in DEUTSCH steht.

Dienstag, August 11, 2009

Leben jenseits des Weißwurstäquators (3)

Am zweiten Tag unserer Bayerntour landeten wir in dem kleinen Örtchen Weltenburg an der Donau. Die Sehenswürdigkeit ist der Donaudurchbruch, der eigentlich keiner ist. Jetzt lügen die auch noch, die "Saubuam"! Durch rückschreitende Erosion haben sich vor 80.000 Jahren mehrere Donaunebenflüsse zur Quelle hin vorgearbeitet.

In der Nähe des Klosters Weltenburg fanden wir diese merkwürdigen Mauerkritzeleien (Bild zum besseren Verständnis anklicken). Ein gewisser H.W. muss diesen Ort in einem Zeitraum von 160 Jahren des öfteren besucht haben. Abgesehen von seinem biblischem Alter, muss er mal größer und mal kleiner gewesen sein, oder hat aus neckischen Gründen ab und zu eine Leiter benutzt, um sein Besuchsdatum einzuritzen. Kann aber auch sein, dass er bei Hochwasser hier vorbeischwamm und so glücklich darüber war, dass seine Initialen ebenso für die Abkürzung von Hochwasser stehen, dass er sich hier verewigen musste.
Vom Gedenkstein erzähle ich Euch beim nächsten Mal, denn obwohl er über eine traurige Geschichte berichtet, kam mehr als ein Schmunzeln dabei heraus.

...Meinen nicht nur die Bayern, sondern auch Euer Nordhesse.

Montag, August 10, 2009

Leben jenseits des Weißwurstäquators (2)

Wenn eine Stadt wie Regensburg einen Dom besitzt, werben die Einwohner an allen Ecken damit. Apotheke am Dom, Dombuchhandlung, Eiscafe am Dom, Pflasterstein am Dom oder Laterne am Dom. Selbst der Treffpunkt für Jugendliche ist der Mülleimer am Dom.
Regensburg trägt seinen Namen nicht, weil es die regenreichste Stadt in Deutschland ist, das ist Halle. Bis 170 Jahre n. Chr. wurde das Legionslager Castra Regina (Lager am Regen) errichtet.
Bei der letzten Stadtratswahl im März 2008 verlor die CSU 15% der Wählerstimmen und landete bei einem Ergebnis von 40%. Dagegen gewann die FDP 3,5% und erreichte 5,4%. In Regensburg gibt es demnach mehr Gelbe Säcke, was dieses Foto beweist.
Der Regensburger macht es sich gemütlich in den engen Gassen und den verschachtelten Häuserbauten. Überall entstehen Miniterassen über den Dächern der Stadt, die teilweise merkwürdig erscheinen, wie die nächsten Fotos erahnen lassen.

Dieser Hang zum Minimalismus machte auch nicht vor unserem Hotelzimmer halt. Zugegeben war es nicht die Topadresse, da wir mit unserer EC-Karte vorsichtig umgehen wollten, dennoch ließ die Aussicht vom Hotelbett auf das abendliche Fernsehprogramm etwas zu wünschen übrig. Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns mit einem weiteren Spaziergang durch die Innenstadt von Regensburg und empfanden die öffentlichen Toiletten ebenso gewöhnungsbedürftig.

Sonntag, August 09, 2009

Leben jenseits des Weißwurstäquators (1)

Der Weißwurstäquator ist eine scherzhafte Bezeichnung für eine gedachte Kulturgrenze zwischen Bayern und dem übrigen Deutschland. Der Verlauf ist umstritten. Womit sich zeigt, dass man über Scherze durchaus streiten kann. Der Weißwurstäquator wird entlang der Donau gezogen, oder in einem 100 km Radius um München, oder als drittes dient als Grenze der 49. Breitengrad. Da letzteres für meinen Urlaubsbericht im Freistaat Bayern geradezu ideal passt, ist er das Maß der Geschehnisse vom 4.8.'09 bis zum 08.08.'09.

Wir erreichten am ersten Tag unserer Reise Regensburg. Doch schon die Suche nach den berühmten Regensburger Domspatzen gestaltete sich schwierig. Sie gelten als scheu. Nach langem ruhigen Schlürfen eines Eiskaffees am Dom, konnte ich wenigstens einen aus dem Domchor fotografieren. Neben dem Dom ist die Steinerne Brücke das bedeutenste Wahrzeichen der Stadt. Im gemütlichen Biergarten auf der anderen Seite der Donau fanden wir einen mutigen Fußballfan, der mit einem Dortmund-Trikot umherlief. Sein Gang und seine Gesichtsform wies bis zu unserem Heimweg zum Hotel keine Veränderung auf. Abenteuerlich gestaltete sich die Speisekarte, die sich nicht nur für hessische Gaumen durch eine ausgefallene, durcheinandergewürfelte Wortschöpfung auszeichnete. Lest selbst und genießt zumindest das Bild vom Regensburger Dom by night. Und schon bald wird es politisch. Wo steht die CSU und wieviel Müll produziert die FDP in Regensburg?

Samstag, August 01, 2009

Buchtipp: Splitter von Sebastian Fitzek

Bereits der fünfte Roman von Sebastian Fitzek, der wie seine Vorgänger schon jetzt zum neuen Bestseller avanciert. Fitzeks Werke gehören zu den wenigen deutschen Psychothrillern, die auch in England und Amerika erscheinen. Seine Geschichten spielen in Deutschland, vorzugsweise in seiner Heimatstadt Berlin, wie auch "Splitter".
Marc Lucas arbeitet als Streetworker und sein Leben ist vor 6 Wochen aus den Fugen geraten. Bei einem von ihm selbstverschuldeten Autounfall starb seine hochschwangere Frau Sandra und sein ungeborenes Kind. Er selbst ist verhältnismäßig glimpflich davon gekommen, hat aber einen Splitter im Nacken, dessen Entfernung das Risiko einer Querschnittslähmung beinhaltet. Dauerhafte Medikamenteneinnahme soll ihn vor schlimmeren bewahren. Die seelischen Schmerzen belasten ihn weitaus mehr. In dieser Krise stolpert Marc über eine Annonce mit der Überschrift: "Lernen zu vergessen". Eine Psychiatrische Privatklinik verspricht schwere Traumatas aus der Erinnerung zu löschen und suchen Teilnehmer für einen Feldversuch. In Marcs Verweiflung sendet er eine E-Mail und erhält eine Einladung.
Danach erzählt Fitzek minutengenau die nächsten 24 Stunden des Marc Lucas, die ein einziges Chaos bedeuten. Die Gefühle und Empfindungen fahren Achterbahn und Lucas weiß nicht mehr wem oder was er glauben schenken darf.
Es hat keinen Sinn, dieses Buch mit in den Urlaub zu nehmen, denn der Leser will wissen, was los ist, was dort passiert und Fitzek versteht es die Spannung zu halten und jedes Kapitel endet mit einem Satz, der es verhindert die Nachttischlampe auszumachen und endlich schlafen zu gehen. Somit hält die Lesezeit nicht lange an.
Fazit: Der Showdown zwar originell, dennoch ohne großen Überraschungseffekt. Ein kleinwenig konstruiert, doch von ca. 360 Seiten ist man 350 gefesselt. Leicht zu lesen ohne mit dem griffbereiten Duden ausgestattet zu sein. Dennoch macht das Buch Lust auf mehr Fitzek.