Der Senf wurde als Würze von Fleischspeisen schon in der Völkerwanderungszeit verwendet. "Den Senf dazu geben" wurde zunächst in der Bedeutung gebraucht: "Durch Witze und Derbheiten ein Gespräch würzen", dann "das schärfste Wort dazu sagen", und schließlich erhielt es einen verächtlichen Sinn. (nach Heinrich Raab: Deutsche Redewendungen, Wien 1981)

Dienstag, April 28, 2009

Ihr Schweine!

Fernsehbilder aus Mexiko-Stadt erinnern stellenweise an einen Endzeitfilm; leere Straßen, Geschäfte und Stadien. Während in Hollywoodstreifen Aliens oder Zombies die Menschen ausradieren, scheint es in der Wirklichkeit das grunzende Hausschwein zu sein. Ein weiterer Kandidat für das Wort des Jahres ist geboren: Schweinegrippe! Der Fachausdruck H1N1 erinnert an Mathematik, rechnen mit zwei Unbekannten. Spaßig sind 150 Tote in Mexiko sicher nicht, doch die Weltpresse hat ein gefundenes Schnitzel zum Vermarkten. Droht eine Pandemie? Das bedeutet nicht, dass man Schweinefleisch nicht mehr panieren darf, sondern bezeichnet eine länder- und kontinentübergreifende Ausbreitung einer Krankheit.
Solange Flieger aus Mexiko, die in Frankfurt landen wollen, nicht von der Deutschen Luftwaffe abgeschossen werden, achtet auf eure Hygiene und vermeidet sexuellen Kontakt in jeder Form mit dem Schwein.
Nebenbei an Klinsi noch alles Gute, ihn schicken die Bayern zurück nach Amerika in die Nähe des Schweinegrippen-Zentrums. Unverantwortlich!

Freitag, April 24, 2009

Paradoxe Welt

Im aktuellen Tagesgeschehen, bedingt durch das Krisengerede, erscheinen merkwürdige, unverständliche, nachdenkliche oder ganz einfach chaotische Meldungen in allen Medien. Bisher wurde dem Bürger erzählt, dass die bösen und schlechten Banken, deren Namen wir zum Teil noch nie gehört oder gelesen hatten, die Schuld an der Finanzkrise tragen. Jetzt müssen wir erfahren, dass es gar keine "schlechten" Banken gibt; die "Bad Bank" wird gerade erst erfunden.
Händeringend wird ein Investor für Opel gesucht, da zeigt der italienische Autobauer Fiat Interesse und wird gleich angefeindet. Fiat sei selbst in einer finanziellen Schieflage. Welcher Autobauer hat denn keine Nöte, angeblich sinkt der Absatz überall durchschnittlich um 40%. Die Abwrackprämie ist jedoch ein voller Erfolg und wurde sogar noch aufgestockt. Ach ja, ich vergaß, BMW und Mercedes baut leider keine Kleinwagen.
Geht ein Betrieb mit 10 Mitarbeitern in den Konkurs, ist das vielleicht eine Randmeldung in einer Ortszeitung wert; in der selben Zeitung wird auch die Firma mit den 5 Angestellten, die das gleiche Schicksal ereilt, abgedruckt. Während Opel mit seinen 25.000 Mitarbeitern beinahe jeden Tag in der Presse erscheint, erblickt man die Insolvenz der Kaufhauskette Woolworth mit 11.000 Mitarbeitern bloß sporadisch. Ab wieviel Mitarbeitern ist eine Firma pressetauglich bzw. ein Politikum? 5-10 Arbeitsplätze reichen nur für das Käseblatt, die große Presse scheint ab mindestens 10.000 Arbeitsplätze interessant zu sein. Doch um den blutrünstigen Axtfrauenmörder von der Titelseite der Zeitung mit den vier großen Buchstaben zu verdrängen, muss man schon Papst werden, oder 20.000 Arbeiter beschäftigen.

Freitag, April 17, 2009

Buch: Wer war Jack the Ripper?

Bereits ein Werk aus 2002 von der Thrillerautorin Patricia Cornwell. Um es vorwegzunehmen, eigentlich steht nur eins fest: Jack the Ripper ist tot. Der erste Serienkiller der Geschichte, dem 1888 in London mindestens 5 Frauenmorde angelastet wurden und dessen Identität bis heute nie aufgedeckt werden konnte. Patricia Cornwell wollte mit diesem Buch vor sieben Jahren endlich die Ripperakte schließen und den Täter mit moderner Forensik entlarven.
Zu Beginn des Buches lässt sie den Leser auch nicht lange im Dunkel stehen und präsentiert auf den ersten Seiten den Mörder: Walter Sickert. Sickert (1860-1942) war ein in Deutschland geborener englischer Maler. Cornwell gelang es mitochondriale DNA beim Vergleich von einem berühmten Ripper-Brief mit DNA aus Walter Sickerts Briefnachlässen zu extrahieren. Dieser DNA-Vergleich ist jedoch nicht so sicher wie Zell-DNA. Obwohl die Autorin sich bemüht hat diesen Unterschied für den Laien klarzustellen, empfehle ich meinen Lesern selbst nachzuklicken. Auf einigen Seiten des Buches berichtet sie über die Entdeckung, und das ist auch schon ihr einziger großer Beweis. Das wackelt ziemlich, doch die Theorie, dass Walter Sickert Jack the Ripper war verfolgt Cornwell konsequent durch den gesamten Lebenslauf des Malers und erscheint dem Leser schlüssig.
Patricia Cornwell erhielt von vielen Seiten Schelte: Halbwahrheiten und Unwissenheit über den Fall sind nur die harmlosesten Äußerungen.
Fazit: Beim Lesen wird einem schnell bewußt, dass es besser ist 100 Jahre später geboren zu sein. Bei den fünf Hauptopfern kann man sich nicht entscheiden, ob es nicht sogar das günstigere Los gewesen ist, dass Jack the Ripper sie getötet hat, als das erbärmliche Leben weiterzuführen, das sie bisher gelebt hatten. Zerstückelt zu werden ist zwar nicht die feine englische Art, doch vom Alkohol oder Geschlechtskrankheiten dahingerafft zu werden sicherlich auch nicht. Allerdings wird man die Gedanken nicht los, wenn man sich heute als Serienkiller betätigt und unentdeckt bleibt, ob man in 100 Jahren nicht ähnlich rätselt, da vielleicht alle Computerdaten aus dem 21. Jahrhundert gelöscht worden sind.
Um in die europäische Welt von damals einzutauchen lesenswert, um Jack the Ripper ins Gesicht zu sehen fragwürdig.

Donnerstag, April 09, 2009

FC Bayern in der Krise

Schätzungsweise 50% der Deutschen sind Fan von FC Bayern München, die andere Hälfte hasst den Verein. Ihr könnt in den nächsten Zeilen versuchen herauszufinden, zu welcher Kategorie ich gehöre. Der Deutsche Rekordfußballmeister steckt in einer großen Krise. Kurz hintereinander verliert die Klinsmann-Truppe zwei Spiele, das führt zwar generell bei Bayern zu Diskussionen, allerdings ist die Höhe der Ergebnisse äußerst bedenklich. 1:5 in der Bundesliga gegen Wolfsburg und noch dramatischer das 0:4 gegen Barcelona in der Champions League. Alle weinen, im wörtlichen Sinne soll Udo Lattek, langjähriger Trainer des FC Bayern, tatsächlich Tränen vergossen haben, als er das Debakel gegen Barcelona sehen musste. In der Welt gibt es soviel Leid und ein Mann weint, wenn sein Fußballverein verliert. Was für einen begrenzten Horizont muss man haben, damit einem sowas passiert? Man trauert, wenn der Lebenspartner, oder ein Elternteil verstirbt. Es ist strenggenommen nicht mal lustig, sondern eher peinlich.
Klinsmann, der Verräter, macht sich aus dem Staub nach der WM 2006, was bis dahin ein Zug war, den man nachvollziehen konnte, kommt als Trainer nach Deutschland zurück zu einem Verein, der ihn als Teamcoach der Deutschen Nationalmannschaft angefeindet hat und steht vor den Scherben seiner schlechtspielenden Fußballer. Anscheinend hat Amerika ihm nicht genügend Geld geboten deren Nationalmannschaft zu trainieren. Jetzt sitzt der Jürgen auf dem offiziellen-inoffiziellen Schleuderstuhl. Wer weint ist eine Memme!

Sonntag, April 05, 2009

Nur mal kurz streichen

Pünktlich zum Urlaubsbeginn kehrt der Frühling ein. Frühstück auf dem Balkon, Brötchen vom Bäcker, Marmelade, Käse, Kaffee und hinterher eine Zigarette an frischer Luft. Draußen rauchen ist zwar genauso ungesund wie in geschlossenen Räumen, aber wenigstens vergilbt man nicht die Wände. Da sitze ich nun und lasse mir die Sonne auf das schüttere Haupthaar brennen und denke genau darüber nach, dass mein Arbeitszimmer einen neuen Anstrich vertragen kann. Der Entschluß war gefasst, der letzte Tropfen Kaffee aus dem Becher getrunken und auf zum Baumarkt, der mit den 20% auf alles, außer Tiernahrung.
Voller Tatendrang beginne ich wenig später mit Roller und Pinsel mein Zimmer von rauchergelb auf weiss umzustreichen.

Doch nach wenigen Rollaktionen blättert die alte Farbe ab und bietet mir diesen Anblick. Ich fluche, ich schreie, versuche zu kaschieren, bilde mir ein, dass beim Wiederanbringen des Regalsystems an diese Wand, der ein oder andere Schrank die Fehler verdecken könnte. Nur quälend langsam kommt die Einsicht, dass es keinesfalls so sein wird. Es wird mich jeden Tag angucken und mir sagen, dass es einfach Murks ist, dass da jemand schnell fertig sein wollte und die Tücken dieser Streichaktion ignorieren wollte. Das Vorhaben nicht mehr in diesem Raum zu rauchen rückt in weite Ferne und die Sonne geht auch bald unter. Eine Tasse Kaffee auf dem Balkon und ein weiteres Sonnenbad bringt die Emotionen herunter und nach einem Nickerchen sofort wieder auf Trab.

Die Wand sieht nun so aus. Nicht weiss, aber auch nicht gelb. Erstaunlich, was kontrollierte Zerstörung für die Befriedigung des Menschen bedeuten kann. Keine blättrige Farbe mehr auf Rolle und Hand, bloß ein Sack voll mit Tapetenstücken. Im Inneren ruft es: "20% auf alles, außer...", was denn sonst, ich klebe doch nicht Tapeten mit Katzenfutter als Grundlage an die Wand. Außerdem nennt mir ein Tier, das raucht, Zimmerwände vergilbt, oder gar Baumärkte aufsucht. Dabei fällt mir ein, warum die Zoogeschäfte den Slogan nicht übernommen haben: "20% auf alles, außer Rauhfaser." Auf die Liste des Einkaufs kommt Kleister und weitere Farbe hinzu. Den Tapeziertisch lösche ich von der Einkaufsliste, wozu habe ich einen gefliesten Flur? Für fünf Bahnen wäre das rausgeschmissenes Geld.

Es ist kaum zu glauben, ich habe es noch nie gemacht. Nein, nicht das! Meine Tochter ist 16 - eine Tapete an die Wand geklebt! Nach 12 Stunden halten die Bahnen immer noch. Ich weiß, Gott hat alle Menschen lieb, manchmal denke ich, dass er mich ganz besonders lieb hat. Morgen werde ich, wie ursprünglich gedacht, mal kurz drüberstreichen und die Wand wieder behängen. Es wird nicht die letzte Aktion sein, aber eins ist gewiss, im nächsten Urlaub komme ich nicht auf solche Gedanken. Wer bis hier hin mit dem Lesen durchgehalten hat, den begrüße ich gerne beim Kurz-Drüber-Streichen. Zweimal klingeln als Erkennungszeichen genügt. 100% auf Kaffee, außer Rauchgenußmittel!

Mittwoch, April 01, 2009

Ein Scherz zum April

Die lustige Tradition Leute in den April zu schicken habe ich viele Jahre an mir vorbeiziehen lassen, müde Dauerscherze in den Medien waren oft zu durchsichtig und konnten schnell entlarvt werden. Thomas Gottschalk muss immer wieder herhalten und wird jedes Jahr überraschend von einem anderen Kollegen/in bei der Moderation von "Wetten dass..." abgelöst. Kandidaten sind Stefan Raab, Oliver Pocher oder Andrea Kiewel.
Einem unbeliebten Bekannten, der mit seinem Auto, welches weit von der Abwrackprämie entfernt ist, durch die Stadt rast, informierte ich heute über einen Blitzer, der auf seinem Weg zur Arbeit steht. Er bedankte sich, da er bereits einige Punkte gesammelt hat und kurz vor der Führerscheinwegnahme steht. Die Geschwindigkeitskontrolle lag jedoch schon einige Straßen vor der von mir angegebenen Stelle, woraufhin er mich zerknirscht anrief und ich ihm mit dem Erfolgsruf: "April, April!" anworten konnte. Wahrscheinlich kauft er sich bald eine Monatskarte.