Der Senf wurde als Würze von Fleischspeisen schon in der Völkerwanderungszeit verwendet. "Den Senf dazu geben" wurde zunächst in der Bedeutung gebraucht: "Durch Witze und Derbheiten ein Gespräch würzen", dann "das schärfste Wort dazu sagen", und schließlich erhielt es einen verächtlichen Sinn. (nach Heinrich Raab: Deutsche Redewendungen, Wien 1981)

Samstag, August 30, 2008

Ein freies Wochenende

Seit Monaten endlich ein freies Wochenende. Samstag vielleicht, na ja sagen wir bis 9.30 Uhr schlafen. Den Freitagabend habe ich bereits bis in die tiefe Nacht ausgereizt. Um 6.30 Uhr springt der Radiowecker an, tja leider vergessen ihn auszuschalten, war wohl zu finster. Der Alkohol war es sicher nicht; ich nehme nie hochprozentiges mit ins Bett, sonst verschüttet ich es und das Bettlaken muss gewechselt werden.
Gequält werfe ich mich von einer Seite zur anderen und stehe schließlich um 8.30 Uhr auf. Auf geht's zum Bäcker. Ein Typ stolpert hinter mir in den Laden und ruft: "Ist hier denn offen junge Frau?" Klar denke ich, du hast bloß das Schild am Eingang übersehen, auf dem steht, dass solche Kerle wie du leider draussen bleiben müssen. Irgendein blöder interner Witz-Dialog beginnt zwischen der Bedienung und dem unsympathischen Typen. Hallo, mich interessiert der Kram nicht und ich rufe kampfbereit meine Bestellung über die Theke. Sofort gewonnen, alles verstummt und ich bekomme meine zwei Brötchen eingepackt. Yes, it's my day!
Nach dem Frühstück fahre ich zum Getränkemarkt, eine Kiste Wasser kaufen. Denk an deine Elektrolyte, besonders nach durchzechter Nacht. Mit einem vollem Mineralwasserkasten stehe ich an der Kasse und schaue mit einem flüchtigen Blick den Typen hinter mir an. Er hält eine Flasche Cola in der Hand. Zeit etwas Gutes zu tun: "Geh doch vor, du mit der einen Pulle, ich habe ja einen ganzen Kasten." Verwirrt schaut er mich an, geht vorbei und legt seine Flasche auf das Transportband. Manchen Menschen kann man es nicht recht machen.
Danach noch kurz in den Supermarkt, mein Lieblingsort. Egal zu welcher Tageszeit, laufen meist nur desillusionierte Menschen darin herum. Als ich gerade in den Gang mit Fertiggerichten einbiegen will, werde ich beinahe von einer Frau in einem elektrischen Rollstuhl überfahren. Sie fegte mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit auf mich zu. Ich versuchte mich links an das Regal mit Konserven zu quetschen, als sie rechtsausweichend abermals auf mich zukam. Im letzten Moment zog sie ihren Joystick nach links und verfehlte mich nur knapp. Später an der Kasse hörte ich das Summen ihres Gerätes, drehte mich um und sie stoppte leicht lächelnd hinter mir. Gedanklich ging ich ein paar Fluchtwege durch, falls der Rollstuhl plötzlich irgendeine Fehlfunktion bekommen sollte.
Zuhause angekommen ging ich ins Schlafzimmer und schaltete den Radiowecker aus.

Montag, August 25, 2008

Nonnen-Schönheitswettbewerb


Endlich mal ein längs überfälliges Novum könnte man meinen. Einen Schönheitswettbewerb für Nonnen. Padre Antonio Rungi hatte italienische Ordensschwestern im Alter von 18-40 Jahren aufgerufen im Fotos zu schicken. Nicht alle Nonnen seien alt und trübsinnig. Im September sollte die Miss Nonne Italia 2008 gewählt werden. Männer aufgepasst - Zunge wieder rein, Blutdruck senken, die Damen wären nicht im Bikini angetreten; lediglich stände den Schwestern zur Wahl, ob sie sich mit oder ohne Kopfbedeckung zeigen würden. Was sich enttäuschend liest, ist ein Vorteil, denn womöglich hätte sich Dieter Bohlen als Jurymitglied angeboten und dann hilft wirklich nur noch Beten.
Aber, hätte wäre wenn; nach weiteren Meldungen zur Folge hat der Padre den Wettbewerb bereits abgesagt. Jemand, nicht von ganz oben, vielleicht zwei Etagen tiefer hat wohl was dagegen.

Samstag, August 23, 2008

Hurra Erster - Olympia 2008

Über Sinn und Unsinn von Sport kann man lange diskutieren. Wer eine oder mehrere Sportarten für sich favorisiert hat, kann meistens nichts gegen die Antisportler und ihre missbilligten Äußerungen anbringen. Die Emotionen, die bei allen Sportarten freiwerden, ob traurig oder unbändige Freude gehen nicht spurlos an einem vorüber. Schließlich hat man Jahre trainiert, um ein ergeiziges Ziel zu erreichen. Von daher kann ich allen Wettbewerben etwas abgewinnen.
Dennoch bleibt bei mir die Frage; vergisst man das Training und die Fastfood-Entbehrung, was ist so toll daran zu rufen: "Erster!" Sind es Kindheitserinnerungen? "Ich bin aber schneller als Du? Bäh!"
Das Fahren mit dem Auto im Stadtverkehr hat eine ähnliche merkwürdige Note, wenn Fahrer unter dem Risiko des eigenen Lebens mich überholen, nur um vor mir an der nächsten Ampel zu stehen.
Wenigstens können sich die Sportler bei der Olympiade eine Goldmedaille in den Schrank hängen.

Donnerstag, August 21, 2008

Elternabend

Gibt es Menschen, die gerne zu Elternabende gehen? Als Vater, dessen Kind bei der Mutter lebt versuche ich mich ab und zu vor diesen Treffs zu drücken. Nicht weil mich mein Kind nicht interessiert. Es gibt zu viele Themen, die schnell abgehandelt werden können, sich aber unendlich in die Länge ziehen.
Wahl des Elternbeirats, betretenes Schweigen, Blick zum Boden oder zu den Schuhen und die Hoffnung im Nacken, dass sich hoffentlich bald jemand freiwillig meldet oder der bisherige Rat bestätigt wird. Die nervenaufreibenden Abende sind diesbezüglich in der ersten oder in der fünften Klasse. Am besten gleich als Schriftführer oder Tafelkästchenmaler melden. Dann kann man unscheniert und erwartungsfroh in die Runde blicken und muss nicht an der Kleidung herumzupfen.
Hervorragend der Bericht der Klassenkasse: "Wir haben im Moment in der Kasse "X" Euro. Davon habe ich die Kopien bereits abgerechnet. Hinzu kommen demnächst die Einnahmen vom Sponsorenlauf."
Der Klassenlehrer teilt uns mit, dass am 17. September Wandertag ist. Wichtig blättert er dabei hektisch im Lehrerkalender und ergänzt nach kurzer Zeit, dass der 17. ein Mittwoch ist. Vorschläge, wo die Kids hinwandern sollen reichen vom Museeumsbesuch bis zum Eventklettern ins kilometerweit gelegene Nirvana. Ergebnis: Die Kinder wollen nicht ins Museem und der Besuch im Kletterpark bedarf einer Anreise mit dem Bus, dafür reicht die Klassenkasse nicht. Die Klasse wird wohl in den nahegelegenen Park "wandern", wobei die Hälfte der Schüler bereits nach 500 Metern "Coca Cola" rufen.
In der ersten Viertelstunde erreichen verspätete Eltern die Runde, die gerade von der Arbeit kommen oder den Klassenraum nicht gefunden haben. Oftmals wurden sie zufällig vom Hausmeister aufgekabelt und durch die Schule geführt. Standardfrage vom Klassenlehrer: "Von wem sind Sie die Mutter? - Ach ja vom Kevin, setzen sich sich doch bitte und tragen sie sich in die Anwesenheitsliste ein." - Das ist also die Mutter vom doofen Kevin. Wieso, was ist mit dem? Der hat den Max im Bus geschupst, beim Hinstürzen ist dabei sein Zirkel zu bruch gegangen.
Übrigens Elternsprechtage finden sie auch unter www.meine-schule-aktuelles.de.
Zwischendurch klingeln Handys und darauf folgen peinliche Blicke und Sorry-Gesichtsgesten. Das Mobilfon meiner Ex kündigte auch eine SMS an. Nachdem beim Punkt "Verschiedenes" endlich niemand mehr etwas äußerte, löste sich die Gesellschaft auf und die Mutter meines Kindes las mir die SMS unser Tochter vor: "Hi Mom, wenn der Elliabend vorbei ist kannst Du mir von der Tanke noch ein paar Blumen für Melissa mitbringen, die hat morgen Geburtstag!"

Mittwoch, August 20, 2008

Fußballhasser reloaded

Das Nationalgekicke hat wieder begonnen. 52 Tage nach dem verlorenen Endspiel bei der EM 2008 gegen Spanien wurde heute Abend das erste Freundschaftsländerspiel gegen die Belgier bestritten.
Gleich ging das blöde Gequatsche wieder los, dass den Spielern die EM noch in den Knochen stecke. Wie lange brauchen denn die Kicker nach Meinung der Reporter Erholung, um so ein hartes Turnier zu verdauen? Arbeiter und Angestellte haben maximal drei Wochen Sommerurlaub und müssen danach auch wieder ihren Mann oder ihrer Frau stehen und verdienen keine Millionen und können nicht mit 35 in Rente gehen. Vor Spielbeginn: Eklat um Johannes B. Kerner, ZDF-Studioreporter bei Fußballspielen. Er weilte zwecks Olympia 2008 in China und wurde extra nach Nürnberg eingeflogen, um jetlag belastet mit Gästen zu plaudern. Vor dem Spiel mit Horst Hrubesch (Ex-Nationalkicker, Spitzname Kopfballungeheuer und derzeit Trainer der deutschen U -19-Nationalmannschaft), der dem Bundestrainer den Tipp gab, einen neuen Spieler nach einem schlechten Spiel die Chance geben sollte, weitere 2 oder 3 schlechte Spiele zu absolvieren. Hä?
Zu Gast ebenfalls ein Ex-Nationalspieler von Belgien. Kerner riet dem belgischen Team gleich zu Hause zu bleiben, wenn man sich die Qualifikationsrunde für die WM 2010 der Belgier anschauen würde. Kerner war für mich jedenfalls total abgedreht.
Ach ja, Fußball wurde auch noch gespielt, wobei der tolle Herr Ballack wiedereinmal mit Abwesendheit glänzte und keiner hat ihn vermisst. Die Zwerge im halbneuen Team der Deutschen mussten die Sache zum Sieg führen. Traumtor zum 2:0 mit einer Doppelpass-Doppelpass-Kombination von Philipp Lahm und Marco Marin. Die Fruchtzwergenmütter der beiden können stolz auf ihre Söhne sein.

Sonntag, August 17, 2008

44. B-Day

Wenn man sich öffentlich im Netz präsentiert, sind die Geburtstage auch nicht mehr das, was sie früher mal waren. Jetzt regnen von allen Seiten die Kommentare und E-mails herein und wünschen mir alles Gute. Ja, es ist richtig, beim Tom steht nicht mehr 43, sondern 44. Noch immer im gefährlichen Midlife-Alter wird es höchste Zeit ein paar Überlegungen anzustellen über das bisher gelebte. Ihr wisst schon, mein Haus, mein Pferd und die Dolby-Surround-Dingens-Anlage. Habe ich alles nicht, kein Reihenendhaus mit Garten, samstags kein Rasenmähen und abends kein Treffen mit dem Nachbarn an der Mülltonne, um eine Flasche Bier zu trinken. Der Fernseher gibt gerade seinen Geist auf und das Fehlen der Spülmaschine verlangt einen Aufenthalt in der Küche von mir.
Ok, die Haare sind extrem weniger geworden, der Bauch lässt sich noch durch weite Hemden gut verdecken, aber das Gefühl, dass ich vom Geist nicht älter als 25 Jahre bin lässt mich nicht los. Das gehört sich nicht, ich sollte viel seriöser werden, mehr den lebenserfahrenen Mann raushängen lassen. Ist nur verdammt schwer, denn ich bin doch gerade erst auf die Welt gekommen. Solange es meiner Tochter noch nicht peinlich wird, wenn sie mit mir unterwegs ist, bleibe ich noch ein wenig in der Illusion des jungen alten Mannes.
Zurück zur Frage der Spülmaschine, obwohl sich das bereits erledigt hat, denn der Fernseher ist bald hinüber. Lieber rauhe Hände als keine DVD's mehr.
Noch ein Blick ins Aquarium - alles ruhig.

Mittwoch, August 13, 2008

Radio Bob in Hessen

Auf geht's zum erneuten Versuch in Hessen die Markt-Hör-Lücke zu schließen, oder wird sie erfunden? Das tägliche Einerlei im Radio, soll zumindest in Hessen ein Ende haben. "Radio Bob" ist mit viel Werbung auf Sendung gegangen. Nahezu jeder Winkel im mittleren Bundesland ist mit Frequenzen zugepflastert und tatsächlich ist "Radio Bob" in aller Munde.
Der Sender spricht eine Hörerschaft ab 35 Jahre an, verzichtet auf Reportagen ausser den stündlichen Nachrichten. Kleine Gewinnspiele mit den Anrufern, wobei altersgemäß die Moderatoren mit dem "Du" und dem "Sie" vorsichtig umgehen. Der Schwerpunkt der Musik liegt bei der klassischen Rock- und Popmusik, die von den "Doors" bis zur neuesten Single von Lenny Kravitz reicht. Damit werden die aktuellen Charts beinahe ausgespart. In jeder Stunde ein Livestück, zwar macht diese Einrichtung auch nicht vor "Smoke On The Water" halt, zumindest wird eine Version weit nach 1975 gespielt. Insgesamt finden sich allerhand musikalische Leckerbissen wieder, die der geneigte Hörer ansonsten im Radio lange suchen muss. Die Stars von einst und heute werden nicht reduziert auf ihre Durchbruchssingle, was der Oldiesender bereits verspricht. Es ist kein Programm für Teens und Twens, jedoch kommen auch die älteren Hörer, die nicht ständig in der Vergangenheit leben wollen, ein wenig zu kurz.
Fazit: In Hessen auf jeden Fall eine echte Bereicherung im Äther. Selbst schon gehört? Eigene Meinung?

Sonntag, August 10, 2008

Unberührt und unverführt

Seid Ihr nur ungern in Sportmannschaften gewählt worden? Nicht gleich anworten, sonst könntet Ihr Euch unfreiwillig als Jungfrau outen. Studien, sogar Bücher berichten von 36 jährigen, die noch keine sexuelle Erfahrung gemacht haben und die Dunkelziffer ist nicht bekannt. Dabei sollen die sozialen Schichten diesmal keine Rolle spielen, sondern z.B. die Unsportlichkeit oder die Strebermentalität.
Wer kein Fußballspielen kann hat den Sex nicht verdient, und der Streber kann sich die Stellungen theoretisch selbst ausrechnen. Die Unberührten gründeten jetzt eine Selbsthilfegruppe "Absolute Beginners". Früher wurde über dieses Thema Witze gemacht: Das Treffen der Jungfrauengruppe fällt aus; eine ist krank geworden und die andere wollte allein nicht kommen.
Laut einer anderen Studie ist die heutige Generation die bestaufgeklärteste und bewandert in vielen Sexualpraktiken, hat aber auch die höchste Quote an Jungfrauen gegenüber vergangener Jahrgänge.
Für mich bleibt es dennoch ein Rätsel, da in der heutigen Zeit genug Internetportale zur Verfügung stehen, die mit der Unkompliziertheit des Kennenlernens und des Flirtens werben.
"Absolute Beginners" haben erkannt, dass sie aktiv etwas ändern müssen; sorry für den Spott, aber passiven Sex nennt man platonische Freundschaft. Also los, auf das die Selbsthilfegruppe sich wegen mangelnder Mitglieder auflösen muss.

Freitag, August 01, 2008

DVD: Mr. Brooks

Ein Thriller über einen Serienkiller. Och nee, nicht schon wieder. "Mr. Brooks" ist seit langem endlich eine Bereicherung des Genres. Dabei werden die Fronten gleich zu Beginn des Films klar abgesteckt: Mr. Brooks (Kevin Costner), wohlhabender Unternehmer, ist der Mörder. Zwei Jahre sind seit seiner letzten Tat verstrichen. Die ungeklärten Fälle der Vergangenheit haben ihm bei der Polizei den Namen Daumenabdruck-Killer eingebracht. Die Selbstgespräche führt er im Film mit der real dargestellten Person Marshall (William Hurt). Marshall bringt Brooks dazu wieder zu töten. Akribisch vorbereitet hinterlässt der Killer niemals Spuren, doch diesmal wird er beobachtet. Der Hobbyfotograf gibt sich als Mr. Smith (Dane Cook) aus und verlangt von Brooks beim nächsten Mord mit beizuwohnen.
Mr. Brooks hat allerdings plötzlich noch mehr Schwierigkeiten. Seine Tochter taucht unvermittelt zu Hause auf, hat das College geschmissen und ist außerdem schwanger. Detective Atwood (Demi Moore) ermittelt in den Morden des Daumenabdruck-Killers und will ihn jetzt endlich zur Strecke bringen.
Kevin Costner spielt hervorragend und ist, so grausam wie es klingt, ein sympathischer Mörder. Dies liegt mitunter daran, dass im Film dem Zuschauer wenig bis gar keine Hintergrundinfos der Opfer vermittelt werden. Costner überzeugt mit seiner Darstellung von Mr. Brooks; einem Mann, der perfekt erscheint, in dem was er tut, auch wenn es verwerflich ist.
Demi Moore hingegen wirkt in ihrer Rolle schwach, auch wenn sie versucht die toughe Polizistin rüberzubringen.
Fazit: Ein sehenswerter Film mit einer interessanten Handlung, die zwar kein Novum ist, jedoch facettenreich ausgebaut ist. Dringender Rat: Nicht dran vorbeigehen in der Videothek.