Der Senf wurde als Würze von Fleischspeisen schon in der Völkerwanderungszeit verwendet. "Den Senf dazu geben" wurde zunächst in der Bedeutung gebraucht: "Durch Witze und Derbheiten ein Gespräch würzen", dann "das schärfste Wort dazu sagen", und schließlich erhielt es einen verächtlichen Sinn. (nach Heinrich Raab: Deutsche Redewendungen, Wien 1981)

Freitag, Juni 26, 2009

Michael Jackson und kein Ende

Gibt man bei Google Michael Jackson ein, erhält man in 0,1 Sek. momentan 76 Millionen Seiten zur Auswahl. Hätten die Medien heute gemeldet, dass Chuck Berry mit 82 oder gar Johannes Heesters mit 105 Jahren verstorben sei, wäre es zwar auch einer Trauer wert, doch bei Jackson mit 50 Lebensjahren fragt man sich schon, was das soll. Während Musikerkollegen wie Janis Joplin oder Jimi Hendrix bereits mit 27 Jahren an Drogenkonsum gestorben sind, lebten John Lennon (40), Elvis Presley (42) und Freddie Mercury (45) ein wenig länger. Somit stellt Jackson in seiner Berufssparte und seinem Lebenswandel einen neuen Rekord auf, was das Todesalter betrifft. Was seinen Tod herbeigeführt hat, wird in den nächsten Wochen endlos diskutiert werden. Im Rock- und Pop-Himmel wird es jedenfalls etwas enger. "It don't matter, if you're black or white" (Zitat aus "Black or White" von Michael Jackson).

Sonntag, Juni 14, 2009

Einmal Hochzeit und zurück

Wir waren nicht auf der Hochzeit von Boris Becker in St. Moritz. Ich habe mich vor einigen Monaten mit dem Tennisstar verkracht und von daher erhielten wir keine Einladung von ihm. Unsere Fahrt ging nach Bautzen, um einem Ossi-Wessi-Pärchen die Glückwünsche zu erteilen. Eine geschichtsträchtige Stadt, wie fast jede größere, die den 2. Weltkrieg erleben musste. Zunächst fällt uns auf, dass viele Straßen- und Ortsschilder zweisprachig gekennzeichnet sind. Man vermutet als zweite Sprache polnisch, ist aber obersorbisch. Sie ist verwandt mit Niedersorbisch, Tschechisch, Slowakisch, Polnisch und Kaschubisch. Obersorbisch wird in der Oberlausitz in der Gegend der Städte Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda gesprochen (Quelle Wikipedia).
Erinnerungen werden wach, wenn wir Hoyerswerda hören. Im September 1991 kam es dort zu ausländerfeindlichen Übergriffen. Diese Welle erfasste nicht nur die neuen Bundesländer, auch die Wessi-Neonazis wollten ihren "Freunden" im Osten nacheifern. Umso schizophrener erscheinen die Ausschreitungen von einst mit dem Hintergrund der dort gesprochenen ausländischen obersorbischen Sprache. Doch mit Einsatz von Intelligenz sind solche Vorkommnisse nie zu erklären.
Bei der blutigen Schlacht um Bautzen in den letzten Kriegsmonaten wurde auch in dieser Stadt vieles zerstört, dennoch zeichnet sich Bautzen heute noch durch eine besonders reichhaltige historische Bausubstanz aus.
Am Abend, auf der Hochzeitsfeier angekommen, bemerkten wir schnell, dass wir als Wessis in der Minderheit, vielleicht sogar die einzigen sind. Das sollte nach 20 Jahren der Wiedervereinigung zwar kein Problem darstellen, jedoch bezeichnen wir uns selbst als verantwortungsbewusste Westdeutsche, die genau wie die meisten hier auf der Feier andere Zeiten erlebt haben. Die anfängliche Freude der Wende ist in Ost und West in den Köpfen oftmals umgeschlagen, somit achten wir darauf nicht ein Negativimage in den Saal zu tragen. Tatsächlich erscheinen die bis zwanzigjährigen Gäste einen anderen Eindruck auf uns zu hinterlassen. In der Hoffnung uns anständig benommen zu haben, verlassen wir später die Hochzeitsfeier und beschliessen unseren Kurztrip am Sonntag mit einer kleinen Stadtbesichtigung und dem Kauf eines Glases vom berühmten "Bautzener Senf".

Freitag, Juni 05, 2009

Wir lernen das Grundgesetz (2)

Das mit der Würde im ersten Artikel des Grundgesetzes war nicht ganz einfach. Schauen wir uns jetzt Artikel 2 Absatz 1 an:

"Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt."

Freie Entfaltung der Persönlichkeit heißt demnach nicht sich öffentlich zu entblößen. Übrigens, das Sittengesetz gibt es nicht in schriftlicher Form. Es wird allein durch die Ansichten der Gesellschaft und die Moralvorstellung geprägt. Die nackte Chantal auf der Titelseite der Zeitung, wäre wohl 1949 dem Grundgesetz zum Opfer gefallen. Ansonsten könnt ihr euch entfalten wie Reiner Calmund oder die Wildecker Herzbuben.
Beinhaltet die Entfaltung des Menschen auch das zu dichte Auflaufen an Supermarktkassen? Die Frage muss erlaubt sein, da es im Geburtsjahr des Grundgesetzes bestenfalls Tante Emma-Läden gab, und die hatten kein Förderband mit Trennstäben nach dem die Leute gierten, geschweige denn Einkaufswagen, die man dem Miteinkäufer in die Hacken fahren konnte.
Nicht müde werden, Artikel 2 Absatz 2 machen wir heute auch noch:

"Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden."

Der Amerikaner hat für die Umgehung solcher Gesetze das Hochsicherheitsgefängnis Guantanamo in Kuba eingerichtet. Damit unser Artikel des Grundgesetzes nicht ins Wanken gerät, sträubt sich die Deutsche Regierung Gefangene von dort aufzunehmen. Das Privatfernsehen von England und Deutschland missachtet das Gesetz, indem sie jedes Jahr 14 Tage ein Dschungellager in Australien mit Prominenten besetzt.