Jedes Jahr das alte Lied, Entschuldigung, Leid. Größtes Gesprächsthema in Europa beim diesjährigen ESC in Israel war die Pop-Queen Madonna. Sie sang so schief, dass jede Jury auf der ganzen Welt nach ihrem Auftritt wie Bohlen antworten würde: Danke, dreimal nein. Die Häme für Madonna im Netz ist groß, allerdings frage ich mich, was war da wirklich los? Technische Schwierigkeiten scheinen ausgeschlossen, da laut Vorberichten Madonna bereits bei den Proben daneben lag.
Aus Deutscher Sicht kam die Katastrophe zurück. 2018 dachte man, die Krise sei überstanden, denn Michael Schulte aus Buxtehude erreichte den 4. Platz. Doch die Sängerinnen Laura und Carlotta mit dem Duonamen "Sisters" (bedeutungsschwangere, stilisierte Eigenschreibweise "S!sters") landeten auf dem drittletzten Platz. Mehr noch, in ganz Europa (ausgenommen Deutschland) hat niemand für die zwei angerufen. Da glaubt man fast an eine Verschwörungstheorie. Nein, diesmal werde ich nicht darüber philosophieren, ob das Lied gut oder schlecht war, ob man beim Vorentscheid Fehler gemacht hat, oder zu wenig Geld investiert hat.
Bemühen wir einfach mal die Statistik, mit der man bekanntlich alles beweisen und widerlegen kann. Nach Lena's großem Sieg 2010 und ihrem Achtungserfolg in 2011 (Platz 10), schickte Deutschland 6 Songs zum ESC, die von Frauen gesungen wurden. Alle platzierten sich am Ende (Plätze 18-27). Die beiden deutschen männlichen Sänger (Roman Lob 2012 und Michael Schulte 2018) erreichten den 8. und 4. Platz. Das schreit nach der Emanzipation des Mannes bei der ESC Teilnahme. Kann aber auch sein, dass das völliger Blödsinn ist.
Die Niederlande gewann mit einer dramatischen Ballade. Auffallend, wie auch letztes Jahr, die Neuregelung der Punktevergabe, bei sich erhebliche Unterschiede zeigen. Die Jurys der 41 Länder voteten zum Teil komplett anders, als die Anrufer. Der Beitrag aus Norwegen befand sich nach Jury Wertung im letzten Drittel und landete durch die Anrufer am Ende noch auf Platz 5.
Unfreiwillig komisch, wie immer die Punktevergabe zwischen einigen Nachbarländern, die bei Griechenland und Zypern im Saal zu spontanen Zwischenrufen gipfelte:
Zypernsprecher: "Our 12 Points go to...", der Saal antwortete: "Greece!"
Und die Brexitbefürworter fühlten sich bestätigt: United Kingdom - letzter Platz.
So schön war der ESC 2019.
