Ein freies Wochenende
Seit Monaten endlich ein freies Wochenende. Samstag vielleicht, na ja sagen wir bis 9.30 Uhr schlafen. Den Freitagabend habe ich bereits bis in die tiefe Nacht ausgereizt. Um 6.30 Uhr springt der Radiowecker an, tja leider vergessen ihn auszuschalten, war wohl zu finster. Der Alkohol war es sicher nicht; ich nehme nie hochprozentiges mit ins Bett, sonst verschüttet ich es und das Bettlaken muss gewechselt werden.
Gequält werfe ich mich von einer Seite zur anderen und stehe schließlich um 8.30 Uhr auf. Auf geht's zum Bäcker. Ein Typ stolpert hinter mir in den Laden und ruft: "Ist hier denn offen junge Frau?" Klar denke ich, du hast bloß das Schild am Eingang übersehen, auf dem steht, dass solche Kerle wie du leider draussen bleiben müssen. Irgendein blöder interner Witz-Dialog beginnt zwischen der Bedienung und dem unsympathischen Typen. Hallo, mich interessiert der Kram nicht und ich rufe kampfbereit meine Bestellung über die Theke. Sofort gewonnen, alles verstummt und ich bekomme meine zwei Brötchen eingepackt. Yes, it's my day!
Nach dem Frühstück fahre ich zum Getränkemarkt, eine Kiste Wasser kaufen. Denk an deine Elektrolyte, besonders nach durchzechter Nacht. Mit einem vollem Mineralwasserkasten stehe ich an der Kasse und schaue mit einem flüchtigen Blick den Typen hinter mir an. Er hält eine Flasche Cola in der Hand. Zeit etwas Gutes zu tun: "Geh doch vor, du mit der einen Pulle, ich habe ja einen ganzen Kasten." Verwirrt schaut er mich an, geht vorbei und legt seine Flasche auf das Transportband. Manchen Menschen kann man es nicht recht machen.
Danach noch kurz in den Supermarkt, mein Lieblingsort. Egal zu welcher Tageszeit, laufen meist nur desillusionierte Menschen darin herum. Als ich gerade in den Gang mit Fertiggerichten einbiegen will, werde ich beinahe von einer Frau in einem elektrischen Rollstuhl überfahren. Sie fegte mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit auf mich zu. Ich versuchte mich links an das Regal mit Konserven zu quetschen, als sie rechtsausweichend abermals auf mich zukam. Im letzten Moment zog sie ihren Joystick nach links und verfehlte mich nur knapp. Später an der Kasse hörte ich das Summen ihres Gerätes, drehte mich um und sie stoppte leicht lächelnd hinter mir. Gedanklich ging ich ein paar Fluchtwege durch, falls der Rollstuhl plötzlich irgendeine Fehlfunktion bekommen sollte.
Zuhause angekommen ging ich ins Schlafzimmer und schaltete den Radiowecker aus.
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