Leben jenseits des Weißwurstäquators (7)
Das Highlight am zweiten Abend in München war ein Besuch im Autokino. Das erste seiner Art wurde 1933 in den USA eröffnet. Die Hochzeit des Freilichtkinos war in den 50er und 60er Jahren. Heute gibt es nur noch wenige Autokinos, somit ist es als Filmfan geradezu ein Muss dort hinzufahren, wenn es nun schon in der Nähe liegt. Der Kultstatus aus früherer Zeit zeigt sich bereits an den zwei Autoschlangen vor dem Eingang. Dicke alte amerikanische Schlitten, Baujahr 1955. Überwiegend jugendliches Publikum. Gut ausgestattete Besucher bearbeiten ihre Frontscheibe mit Glasreiniger. Daran hatte ich zwar nicht gedacht, fand jedoch im Kofferraum die nötigen Utensilien.
Einlass 21.00 Uhr - Bitte fahren Sie langsam! - Starke Bodenwellen am Gelände!
2 Leinwände, 2 Filme. "Ice Age 3" hatten wir bereits gesehen und entschieden uns spontan zum zweiten Film "Public Enemies". Den Ton erhält man über das Autoradio. Die UKW-Frequenz in unserem Fall: 98,9 Mhz. Von 21.30 Uhr bis 22.00 Uhr laufen Trailer und Werbung. Dann erloschen die zwei Flutlichter auf dem Gelände, Lichthupen blinkten auf und leichtes zaghafes Hupen, obwohl verboten, ertönte. Lautstarke Diskussionen zwischen zwei Autofahrern erreichten mein Ohr:
"Ey Alter, was mussen ich für 'ne Frequenz einstellen?" - "98,9!" - Pause
"Hä, was haste gesagt, 99,8?" - "Ja!" - Pause
"Scheiße Mann, das geht nicht!" - "Bist du blöd oder was!" - Pause
"Also bei mir kommt nichts bei 99,8!" - "Nicht 99,8 du Idiot, 98,9!" - Endlich Ruhe
Ihn Idiot zu nennen, war nicht richtig; Legastheniker trifft es wohl besser. Für Essen und Trinken wurde im Snackbargebäude in der Mitte des Geländes gesorgt.
Ach ja, der Film - war fast schon Nebensächlich und ich kann ihn nicht empfehlen. Zwar wurde die Gangsterzeit der 30er Jahre gut filmisch umgesetzt, jedoch konnten die Hauptdarsteller Johnny Depp (John Dillinger) und Christian Bale (Melvin Purvis) wenig von ihrem Können zeigen, zu kurze Sequenzen.
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