Der Absacker
Ein Bierchen sollte es noch sein, bevor die neue Arbeitswoche beginnt. Sonntagabend 22.20 Uhr, doch der Laden löscht bereits beim Ankommen das Licht im Raucherraum. Der Durst treibt uns trotzdem hinein. Auf unsere Frage, ob der Angestellte gegen unseren Flüssigkeitsverlust etwas unternehmen könnte, ernten wir ein Lächeln, welches einerseits Unsicherheit ausstrahlt und andererseits eine gewisse Häme nicht verbirgt und mit den Worten endet: "Wir schließen." Die Unverständnis, die in knappen verbalen Äußerungen unsere Münder verlassen bringen keinen Gewinn. Im ländlichen Bereich ein erneuter Versuch. Eine Kneipe, klein, unscheinbar an der Hauptstraße gelegen, leuchtet uns mit seiner Bierwerbung entgegen. Zwar sind wir uns sicher, dass die Lokalität auch bereits geschlossen hat, zumal die Rollläden heruntergelassen sind, doch die Lichter fordern uns auf einzutreten. Die Eingangstür öffnet sich problemlos, die zweite Tür, die direkt in die Kneipe führt, öffnet die Wirtin von innen und schaut unglaubwürdig in unsere für sie fremden Gesichter. "Wir wollten gerade schließen - aber kommt rein, für Euch zapf ich noch ein Bierchen!" So macht man das, denke ich und es bestätigt sich wieder einmal, dass es ein Unterschied ist, ob man mit dem Chef oder dem Angestellten spricht. Wir setzten uns an die Theke und bekommen 3 Biersorten zur Auswahl gestellt. Das eh schon dünne Berührungs-Angst-Eis wird endgültig gebrochen, als wir uns für das Getränk entscheiden, was weg muss. Wir erfahren, dass die Oma mit 91 Jahren noch hinter der Theke stand und ein Jahr später gestorben ist. Nach zwei Zigaretten, die wir verbotener Weise rauchen durften und zwei Bier für 2,50€ verlassen wir zufrieden die Kneipe. Nicht nur sie, sondern auch ihr Wirtshaus wird sterben.
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