Der Senf wurde als Würze von Fleischspeisen schon in der Völkerwanderungszeit verwendet. "Den Senf dazu geben" wurde zunächst in der Bedeutung gebraucht: "Durch Witze und Derbheiten ein Gespräch würzen", dann "das schärfste Wort dazu sagen", und schließlich erhielt es einen verächtlichen Sinn. (nach Heinrich Raab: Deutsche Redewendungen, Wien 1981)

Samstag, September 15, 2007

Der Kunde ist König

Es stört mich seit geraumer Zeit, wie ich als Kunde in verschiedensten Läden an der Kasse abgefertigt werde. Der Kunde ist König heißt ein scheinbar längst vergessener Spruch. Klingt ein wenig verstaubt, vielleicht auch nicht mehr ganz zeitgemäß, doch nur ein zahlendes Etwas zu sein, ist unhöflich und trägt nicht zum Erlebnis- oder Eventeinkauf bei.
An der Kasse herrscht das Motto: Zahlen und den Mund halten. Da steht Kollegin Sabine neben der Kassiererin und wünscht ihr noch einen schönen Tag, oder man fragt, wann sie in Pause geht, wann sie endlich abgelöst wird und sie hat auch noch nicht gefrühstückt. Claudia würde gerne mit ihr die Schicht tauschen und Peter hat sie am Wochenende schon wieder eingeteilt. Betriebsinterne bis private Geschichten werden ausgetauscht. Dinge, die für den Ablauf im Geschäft und den zwischenmenschlichen Beziehungen der Kollegen durchaus wichtig sind. Ich möchte beim Bezahlen meines Einkaufes allerdings auch noch wahrgenommen werden.
Geänderte lange Öffnungszeiten sind für Angestellte keine Freude, damit hat es jedoch nichts zu tun, es ist vielmehr eine Unart.
Ich spreche nicht von übertriebener Freundlichkeit, sondern der Ausübung des Jobs als Kassierer/in, der über das Scannen der Ware und des Abkassierens hinausgeht. Daraus entwickle ich des Öfteren kleine Spiele. Die aufgehaltene Hand der Mitarbeiterin, die während sie mit der Kollegin spricht, in Erwartung, dass ich ihr die Ware übergebe, quittiere ich, indem ich damit solange warte, bis sie mich, meist verstört, anschaut. Den nicht erwähnten Endpreis, den ich als Kunde auf dem Kassendisplay ablesen soll, während die Ablösekraft ihr Frühstück verstaut und beide somit wichtigeres zu tun haben, warte ich ab, bis mir der zu zahlende Betrag ins Gesicht gesagt wird.
Nennt mich kleinkariert und Ewig-Gestriger, ich finde es nicht zuvielverlangt.