Der Senf wurde als Würze von Fleischspeisen schon in der Völkerwanderungszeit verwendet. "Den Senf dazu geben" wurde zunächst in der Bedeutung gebraucht: "Durch Witze und Derbheiten ein Gespräch würzen", dann "das schärfste Wort dazu sagen", und schließlich erhielt es einen verächtlichen Sinn. (nach Heinrich Raab: Deutsche Redewendungen, Wien 1981)

Donnerstag, April 17, 2008

Das hohe Gebäude

Springt sie, oder springt sie nicht? Wieder eine Wahnsinnige, die vom Dach des hohen Warenhaus, welches aus schleichwerbungstechnischen Gründen nicht genannt wird, herunterspringen möchte, oder vielleicht auch nicht. Zweimal im Jahr kommt es vor, dass der Lebensmut eines Menschen derart hinüber ist, dass er diesen Hopser in Erwägung zieht. Die Leute versammeln sich an jenem Ort, schneller als die eintreffende Feuerwehr oder als die Polizei erlaubt. Die Kommentare sind vielfältig und meist blöd, sodass ich mich frage, warum der- oder diejenige nicht da oben steht und der Menschheit einen Gefallen tut, indem ein Sprung jedes Geschwätz aus ihren Mündern verstummen lassen würde.
"Will die da runterspringen?" - Nein, sie genießt lediglich die Aussicht.
"Was hat sie bloß für Probleme?" - Geh' doch rauf und frag sie.
"Herr Pfarrer sprechen sie ein Gebet." - Nein, er wartet bis sie unten ist, dann muss er nicht so schreien.
"Die springt gleich!" - "Wenn es hilft.", sagt der andere.
Die Reality-TV-Gemeinde wartet gespannt, ein Rückzieher der Frau auf dem Dach wäre eine Enttäuschung. Was soll man in der Kneipe erzählen: "Sie hat es nicht getan." - Langweilig, besser wäre doch: "Sie sprang Alter, ich sah sie auf den kalten Boden knallen, das Blut spritzte meterweit, guck mal, meine Jacke hat auch was abbekommen. Ich sach dir, das war eine Sauerei. Aber die Stadtreiniger, echt auf Draht, inner Viertelstunde haste nichts mehr gesehen. Prost Willi!"
Ich gehe weiter - gefühlskalt? Nein, nur nicht sensationslüsternd.