Der Senf wurde als Würze von Fleischspeisen schon in der Völkerwanderungszeit verwendet. "Den Senf dazu geben" wurde zunächst in der Bedeutung gebraucht: "Durch Witze und Derbheiten ein Gespräch würzen", dann "das schärfste Wort dazu sagen", und schließlich erhielt es einen verächtlichen Sinn. (nach Heinrich Raab: Deutsche Redewendungen, Wien 1981)

Freitag, Dezember 18, 2009

Adventstürchen Nummer 18

Ich bin einfach zu ungeduldig, ständig treibt mich im Alltag irgendetwas an. Obwohl Zeit oftmals vorhanden ist, regen mich langsam agierende Menschen auf.
Bäckertheke: Zwei Damen sind vor mir, eigentlich schon ein Grund für mich auf das zweite Frühstück mit zwei Brötchen zu verzichten. Ich schraube mich herunter, wird schon nicht so ewig dauern.

"Ich hätte gern das kleine Schrotbrot da.", sagte die Kundin.
"Dieses hier? Das ist ein Roggenmischbrot.", antwortet die Bäckereifachverkäuferin.
"Ach, das ist kein Schrot? Ja, das nehm ich."
Die Verkäuferin nimmt das Brot aus dem Regal und zeigt es der Kundin aus der Nähe.
"Ach nein, das ist zu klein." kritisiert die Dame. "Haben sie es auch größer?"
"Das Roggenmischbrot nicht, aber dieses Körnerbrot." bietet die Verkäuferin an.
"Nein, das möchte ich nicht; was mache ich denn jetzt?", simuliert die Dame.

Vielleicht machst du erstmal Platz und lässt die Kunden vor, die wissen was sie wollen, denke ich.

"Dann geben sie mir doch das kleine Schrotbrot."
Hoffentlich sagt die Verkäuferin ihr nicht, dass es KEIN Schrot ist, damit wir hier weiterkommen. Die Überlegung war kaum zu ende gedacht, da hörte ich auch schon die Worte:

"Es ist ein Roggenmischbrot."
"Achso, es ist ja gar kein Schrot, ein kleines Schrot haben sie überhaupt nicht da?"

NEIN, HAT SIE NICHT, SONST HÄTTE SIE ES ERWÄHNT! Einen Moment hatte ich die Befürchtung, dass mein gedachtes Nein zu hören war. Ich versuchte abzuschalten; an etwas Schönes zu denken; Feierabend, Wochenende oder Gewaltfantasien an der Bäckertheke. Mittlerweile war die Kundin tatsächlich weitergekommen und weitere fast unproblematische Bestellungen neigten sich dem Ende zu. Mindestens 5 Tüten lagen auf dem Tresen, jetzt bloß noch bezahlen und hopp!

"Ich hatte noch etwas vorbestellt, auf den Namen Peters."

Peters, ja komm, jetzt noch die Adresse erwähnen und Weihnachten 2009 fällt dieses Jahr ganz anders aus, als die Jahre zuvor.

"Kann ich das schon mitbezahlen?" - "Ja, was war das denn?"

Wieviel Vorbestellungen auf Peters wird sie wohl haben? Die Souveränität der Verkäuferin ging langsam flöten.

"Ich habe eine Kundenkarte, können sie sie mir abstempeln?" - "Ja, natürlich."

Gleich werde ich... Wenn die Verkäuferin nun noch nach dem Stempel suchen muss. Nein, sie hat ihn, sie hat ihn, sie hält ihn bereits in der Hand.

"Kann ich bei ihnen mit EC-Karte bezahlen?"

Ist das die Möglichkeit? Was habe ich getan? Ich will doch bloß 3 Brötchen und eine Nussecke kaufen, weiter nichts.
Keine Kartenzahlung möglich, also muss die Dame nur noch das bereits ausgepackte Portemonnaie gegen ein anderes in ihrer Tasche austauschen. Mir knurrt der Magen. Sie hat es gepackt; verstaut umständlich ihren Einkauf in den mitgebrachten Sack, während Dame Nummer 2 bedient wird. Endlich betritt die Kollegin, die wahrscheinlich vom Kaffeetrinken kam, die Verkaufstheke und fragt nach meiner Bestellung. Schnell erledigt und jetzt raus hier. Um aus dem kleinen Parkhaus herauszukommen gehe ich schnellen Schrittes zum Parkscheinautomat. Wer steht vor mir am Automat? Richtig, das Schrotbrötchen. Sie will ihre Parkgebühr von 1,40€ mit einem 5 Euro-Schein bezahlen, Gott sei Dank hat sie nicht versucht die EC-Karte reinzuschieben. Der Automat spuckt ihren Geldschein immer wieder heraus. Ich bin drauf und dran meine 2€-Münze in den blinkenden Schlitz zu werfen, als ich das Rappeln des Wechselgeldes höre. Ohne den Parkschein aus dem Automat zu ziehen, will sie gehen. Wieder erreichen mich wilde Gedanken: Ich werde ihn an mich nehmen und aufessen und zwar als Belag auf einem meiner Brötchen! Ehe ich diese Aktion ausführen kann bemerkt sie ihren Verlust und nimmt den Schein an sich. Schnell befülle ich den Parkautomat und flitze zu meinem Wagen. Die Angst treibt mich an, dass sie vor mir an der Ausfahrtsschranke ist; zuweit vom Ausfahrtsschlitz entfernt ist; erst die Wagentür öffnet, um den Schlitz zu erreichen, dann sich womöglich abschnallt und aussteigt; der Wagen dabei absäuft oder das Parkhaus geschlossen wird.