Ranicki beim Deutschen Fernsehpreis
Der Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki sorgte für Stimmung bei der Deutschen Fernsehpreis-Gala, moderiert von Thomas Gottschalk. Er lehnte in seiner gewohnten bissigen Art den Ehrenpreis für sein Lebenswerk ab. Es sei schlimm, was er erleben musste. Viel TV-Blödsinn wurde ausgezeichnet und in diese Riege passt der knallharte Kritiker wirklich nicht hinein. Dabei waren seine Worte amüsant und eigentlich viel zu harmlos. Ranicki hätte die Worte wählen sollen: "Ich weiß nicht, ob ich in einem Land leben möchte, das eine Sendung wie DSDS zur besten TV-Show im Fernsehen erklärt." Eine Show dessen Moderator Marco Schreyl so spontan und lustig ist, wie Pommes Frites mit Ketchup; eine Jury, die mit Dieter Bohlen ein Mitglied besitzt, dessen Hauptaufgabe es ist, sich niedermachende Sprüche für die Kandidaten auszudenken; eine Showbühne ihr eigen nennt, die jeden Vergleich mit einem Partykeller verliert und die das Publikum und die Zuschauer durch Voting-Anrufe selbst finanzieren und der Sender sich damit eine goldene Nase verdient.
Marcel Reich-Ranicki wirkt von der Jury eher als Not-Ehrenpreisträger, denn wem sollte man diese Auszeichnung zukommen lassen? In den letzten Jahren waren unter den Preisträgern Namen wie: Götz George, Friedrich Nowottny, Rudi Carrell und Inge Meysel.
Thomas Gottschalk versuchte zu retten, was zu retten war. Schon in seiner Laudatio witzelte er hart, dass Ranicki den Nationalsozialismus und den Sozialismus überlebt hätte und vielleicht auch noch den Kapitalismus. Er lud nach Ranickis Ablehnung zu einer Diskussion über die Fernsehlandschaft ein. Mit dem oberflächlich unterhaltenden Gottschalk wird das zwar kein Highlight werden, jedoch wird Marcel Reich-Ranicki auch hier mit forscher Kritik die Sendung beleben (Ausstrahlung: Freitag, 17.10.08 um 22.30 Uhr).
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